Wann ist die Versorgung von Implantatpatienten besonders kompliziert?
Dr. Dr. Alfons Eißing: Viele Patienten verlieren mit ihren Zähnen auch Knochensubstanz im Kiefer. Das ist ein natürlicher Vorgang, der insbesondere bei einer Parodontose noch erheblich beschleunigt wird. Wenn nicht genug Knochen im Kieferbereich vorhanden ist, finden Implantate dort keinen Halt. Es ist dann erst einmal ein Knochenaufbau notwendig. Erst dann können die Implantate platziert werden. In der Regel wird dann eine längere Einheilzeit abgewartet bevor dann der Zahnersatz gefertigt wird.
Anders ist es bei dem sogenannten All on 4™ Konzept. Hierbei werden 4 Implantate mittels einer speziellen Technik im Kiefer eingegliedert, die wenige Stunden später bereits mit einer festen Brückenkonstruktion versorgt werden können. Diese Versorgung ist bereits unmittelbar danach belastbar und stellt somit einen enormen Gewinn an Lebensqualität dar.
Für wen ist das Prinzip geeignet?
Dr. Dr. Alfons Eißing: Absolut nicht für jeden: Wir behandeln damit ausgewählte Patienten, die unmittelbar vor der Zahnlosigkeit stehen oder bereits zahnlos sind. Beide Eingriffe, die Entfernung der erhaltungsunwürdigen Zähne und die Versorgung mit einem festen Zahnersatz lassen sich somit in einer einzigen Sitzung kombinieren. Häufig reicht eine örtliche Betäubung aus.
Wie etabliert ist das Verfahren in der Zahnmedizin?
Dr. Dr. Alfons Eißing: Es ist ein bereits seit 20 Jahren angewendetes Verfahren, welches in vielen implantologischen Versorgungszentren weltweit zur Anwendung kommt. Die Ergebnisse sind vielversprechend. Bundesweit sind relativ wenige Zentren wirklich routiniert darin. Patienten sollten sich einen vertrauenswürdigen Experten suchen. In der Regel ist es ein erfahrener Implantatchirurg, der mit einem kompetenten Prothetiker zusammenarbeitet.
Es handelt sich nicht um ein Standardverfahren, sondern um ein Spezialgebiet. Das Ziel ist die langfristig erfolgreiche prothetische Versorgung des zahnlosen Kiefers. Wer diesen Eingriff anbietet, muss anatomisch und chirurgisch hochversiert sein, sonst drohen Komplikationen. Dasselbe gilt auch für das Einsetzen von sogenannten Zygomaimplantaten.
Was ist das genau?
Dr. Dr. Alfons Eißing: Durch diese speziellen Implantate wird das Spektrum für die Anwendung des sogenannten All on 4™ Konzeptes nochmals erweitert. Wir benötigen mindestens 4 Implantate zur Verankerung der Zahnbrücke – doch falls im Bereich des Oberkiefers nicht genug Knochen für ein Standardimplantat vorhanden ist, können ein oder mehrere Zygomaimplantate als Ersatz dienen. Sie werden nicht in den Kiefer eingesetzt, sondern in das Jochbein. So lassen sich auch in sehr schwierigen Fällen die erforderlichen vier Implantate unterbringen um eine sofort belastbare provisorische Brücke zu verankern. Dieser Vorgang ist jedoch relativ selten erforderlich.
Für wen eignet sich das Verfahren?
Dr. Dr. Alfons Eißing: Grundsätzlich ist das Vorgehen für viele zahnlose Patienten geeignet. Es bedarf jedoch einer exakten Operationsplanung mit der Erstellung dreidimensionaler Röntgenbilder zur exakten Knochenanalyse. Durch die Vermeidung von Kieferaufbaumaßnahmen ist in vielen Fällen eine Sofortbelastung mit einer provisorischen Brücke möglich. Der operative Stress für den Patienten wird reduziert und die Kosten sind häufig geringer.