Wann ist die Versorgung von Implantat-Patienten besonders kompliziert?

Viele Patienten verlieren mit ihren Zähnen auch Knochensubstanz im Kiefer. Das ist ein natürlicher Vorgang, der insbesondere bei einer Parodontose noch erheblich beschleunigt wird. Wenn nicht genug Knochen vorhanden ist, finden Implantate im Kieferbereich keinen Halt. Es ist zunächst ein Knochenaufbau notwendig. Erst dann können die Implantate platziert werden. In der Regel wird im Anschluss eine längere Einheilzeit abgewartet, bevor der Zahnersatz gefertigt werden kann. Anders ist es bei dem sogenannten All-on-four-Konzept. Hierbei werden vier Implantate mittels spezieller Technik im Kiefer eingegliedert, die wenige Stunden später bereits mit einer festen Brückenkonstruktion versorgt werden können. Diese ist bereits unmittelbar danach belastbar und stellt einen enormen Gewinn an Lebensqualität dar.

Für wen ist das All-on-four-Konzept geeignet?

Absolut nicht für jeden: Wir behandeln damit ausgewählte Patienten, die unmittelbar vor der Zahnlosigkeit stehen oder bereits zahnlos sind. Beide Eingriffe, die Entfernung der erhaltungswürdigen Zähne und die Versorgung mit einem festen Zahnersatz, lassen sich in einer einzigen Sitzung kombinieren. Häufig reicht eine örtliche Betäubung aus. Das Ziel ist eine langfristig erfolgreiche prophetische Versorgung des zahnlosen Kiefers.

Wie etabliert ist das Verfahren in der Zahnmedizin?

Es handelt sich hierbei nicht um ein Standardverfahren. Diese Methode wird in vielen implantologischen Versorgungszentren weltweit seit gut 20 Jahren angewendet und die Ergebnisse sind vielversprechend. In der Regel arbeitet ein erfahrener Implantatchirurg mit einem kompetenten Prothetiker zusammen. In Deutschland fehlt in den meisten Praxen allerdings die hierzu erforderliche Routine und Erfahrung. Deswegen sollten sich Patienten einen vertrauenswürdigen Experten suchen. Wer diesen Eingriff anbietet, muss anatomisch und chirurgisch hochversiert sein, es drohen sonst Komplikationen. Das gilt auch für das Einsetzen von sogenannten Zygomaimplantaten.

Was ist das genau?

Durch diese speziellen, längeren Implantate wird das Spektrum für die Anwendung des sogenannten All-on-four-Konzeptes nochmals erweitert. Man benötigt mindestens vier Implantate zur Verankerung der Zahnbrücke – doch sollte im Bereich des Oberkiefers nicht genug Knochen für ein Standardimplantat vorhanden sein, können ein oder mehrere Zygomaimplantate als Ersatz dienen. Diese werden nicht in den Kiefer eingesetzt, sondern in das Jochbein. So lassen sich auch in schwierigen Ausgangssituationen mit extrem wenig Knochen im Oberkiefer die erforderlichen vier Implantate unterbringen, um eine sofort belastbare provisorische Brücke zu verankern.

Für wen eignet sich das Verfahren?

Grundsätzlich ist das Vorgehen für viele zahnlose Patienten geeignet. Es bedarf jedoch einer ganzen Operationsplanung mit Hilfe dreidimensionaler Röntgenbilder zur exakten Knochenanalyse. Für den Patienten ist der operative Stress meist geringer, da diese Behandlung in Dämmerschlaf oder auch in Vollnarkose durchgeführt wird. Durch die kostensparende Vermeidung von Kieferaufbaumaßnahmen ist in vielen Fällen eine kurze Behandlungszeit oder gar eine Sofortbelastung mit einer provisorischen Brücke möglich.

Quelle: ECDI-Magazin 2022

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